Was Christi Himmelfahrt für uns bedeutet, ist mir bei am Friedhof wieder deutlich geworden.

Bei einem Kinderbegräbnis vor einiger Zeit haben die Eltern, Geschwister und Freunde am Grab Luftballons, mit Gas gefüllt, zum Himmel steigen lassen. Es hat mich tief berührt, wie alle dagestanden sind und den Luftballons nachgesehen haben, bis der letzte unseren Blicken entschwunden war.

Die Mutter des verstorbenen Kindes hat mir später ungefähr so ihr Empfindungen mitgeteilt: „Es fiel mir ganz schwer, mein Kind loszulassen. Aber wie die Luftballons so aufgestiegen sind, da habe ich mein Kind gesehen, wie es aufgestiegen ist in eine neue, größere Welt, in die Weite des Himmels, in die liebenden Armen Gottes.

 

Seither ist mir mein Kind ganz nahe. Ich glaube, im Loslassen habe ich mein Kind neu geschenkt bekommen und jetzt ist es mir ganz nahe.“

Vielleicht ist es den Jüngern damals am Ölberg auch so ähnlich ergangen. Auf der einen Seite der Verlust Christi. Mit dem Tod Jesu am Kreuz ist für die Jünger eine Welt zusammengebrochen. Dunkelheit erfüllt ihr Herz. Sie erfahren zwar, dass er auferstanden sei, aber sie können ihn nicht mehr körperlich festhalten. Eine Wolke entzieht ihn ihren Blicken.

Zwei Männer in weißen Gewändern sagen ihnen: „Was steht ihr da und schaut zum Himmel empor?“ Starrt nicht diesem Jesus nach, als ob er für immer fortgegangen wäre. Er ist unter euch gegenwärtig, still und verborgen in Menschen, die sich vom Geist Jesu bewegen lassen, die Feuer und Flamme für Jesus sind, die in seinem Geiste leben und handeln.“

Erst nach Pfingsten verstehen die Jünger Jesu seine Botschaft und sein Anliegen. Sein Weggehen wird für sie zu einem Gewinn. Sie „besitzen“ jetzt Jesus ganz anders.

Auf dem Ölberg bei Jerusalem steht die sogenannte Himmelfahrtskapelle. Am Felsboden in der Kapelle sieht man Fußspuren, die man als die Fußabdrücke Jesu deutet.

Mir scheint, diese Himmelfahrtskapelle mit den Fußspuren Jesu möchte uns sagen. Was steht ihr da und schaut zum Himmel? Es genügt nicht, nur zum Himmel zu starren und vielleicht auf ein besseres Jenseits zu warten. Schaut auf das Leben und entdeckt die Fußspuren Jesu in unserer Zeit und in unserem Leben. Schaut genau und ihr werdet sie genau dort entdecken, wo Menschen trösten, Freude bereiten, im Einsatz am anderen stehen, ein freundliches, gutes Wort sagen oder gerade jetzt in der Pandemie dort ihren Dienst verrichten, wo sie so dringend gebraucht werden.

Wenn wir diese Fußspuren Jesu entdecken in unserer Welt, dann haben wir Jesu Himmelfahrt verstanden, dann stimmt unsere Blickrichtung.

                                                          Msgr. Johann Zarl

Aktualisiert ( Donnerstag, den 13. Mai 2021 um 11:12 Uhr )